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 Ostern 2002

10 Jahre Zernez – Ostern 2002.

Auf der Alpensüdseite und im Engadin war der Winter 2001/2002 gekennzeichnet von großer Schneearmut – inZernez gab´s erst Mitte März das erste mal richtig Schnee – und unsere Gastgeberin imTourilager, Frau Hummel rechnete eigentlich den ganzen Winter über damit, dass unsere Absage bei ihr einläuft.

Wir reisten trotzdem an, aber mit entsprechend gebremster Erwartungshaltung bezüglich Skitouren, und auch die radelnde Vorausabteilung gab keine Entwarnung. Dafür hatten wir eine makellose Wettervorhersage und so ergab sich doch wieder eine Gruppengröße um die 25 Personen, die fast alle noch am Donnerstag- Abend in Zernez eintrudelten.

Entsprechend der Schneeunsicherheit war die Spannung bei den Führern hoch, als wir uns Freitagmorgen in 2 Gruppen Richtung Oberengadin aufmachten. Tommi setzte auf Firn und auf befahrbare Neuschneereste in den unteren flachen Wiesenhängen am Piz Belvair über Madulain und wir hofften auf genügend Altschnee in der schattigen Talkerbe des Albula und oben auf Pulver in den Nordhängen hinauf zur Crasta Mora.

Beide erhielten wir eine beeindruckende Ausblick auf die Gipfel der Berninagruppe, die sich wie auf dem Präsentierteller über dem Oberengadin aufbauten. Dafür war der „Firn“ bei Tommi´s Gruppe eher von der tieferen Sorte und unser „Pulver“ wies auch recht merkwürdige Platteneinlagerungen auf, über die sich vor allem Kongo recht ungehalten beschwerte. Dafür reichte die Schneeauflage bei beiden Gruppen bis zum Auto und zurück in Zernez wies die Sonnenterrasse vor dem Haus ideale Temperaturen auf. Die Austragung der obligatorischen Fußballspiele gegen die Zernezer Dorfjugend musste allerdings wegen Schneeresten und fehlenden Toren entfallen.

 

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(Ostern 2002, zum Blaisun)

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grünes Engadin unterm Piz Linard

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Aufstieg am ersten Tag zur Crasta Mora, im Hintergrund der Piz Blaisun

Am Samstag opferte sich Tommi´s Gruppe für einen Test an der ersten Kehre Richtung Ofenpass hinauf zum Laschadurella, während wir uns den am Vortage schon anvisierten Piz Blaisun widmeten. Dabei konnten wir die ein Stück per Auto befahrbare Albulapassstrasse ausnützen, dann ging´s auf Ski zuerst recht flach bis kurz vor die Passhöhe und danach umso steiler hinauf in die unberührte, südwestseitige Karschüssel. Überraschenderweise zeigte der Westgrat eine makellose Schneebedeckung, sodass wir unter Einsatz einiger extrasteilen Spitzkehren dieser eleganten Schneepyramide mit den Ski am Fuß auf´s Haupt steigen konnten. Herrliche Ausblicke in plastischem Licht und im Mittelteil ein schon ganz g´führiger Firn machten diese Tour zu einem vorgezogenen Höhepunkt der Ostertour. Dass der Autor überhaupt dabei sein konnte, verdankt er der Mutter – Kind Truppe, die ihm einen zusätzlichen Tourentag verschaffte, indem ein großer Kinder- Ausflug mit der Rhätischen Bahn organisiert wurde und so statt Kinderprogramm ein weiterer Tourentag heraussprang. Derweilen füllte Tommi´s Gruppe die Sturzkasse nach Kräften, musste sie doch die nahezu vollständige Zahlungsverweigerung der Blaisun- Truppe wettmachen.

Am 3. Tag versammelte Tommi die „Höhenmeter- Fresser“ hinter sich und ließ sich auch von einem Tragestück zu Beginn nicht vom langen Weg hinauf zum Sarsura abhalten. Die eher gemütliche Truppe war wieder von Madulain aus unterwegs, wo wir noch einen schneebedeckten Starthang entdeckt hatten, der uns einen Auftakt auf Ski ermöglichte und erstaunlich problemlos zum gutmütigen Rücken zur Muntische hinaufführte. Da dieser Hügel dann doch ein bisschen arg gemütlich war, folgte nahezu die ganze Gruppe ohne Murren bei einer „Re-felling“- Einheit 300 Höhenmeter über die gerade auffirnenden Südwesthänge hinunter. Ganz entgegen ihres festen Vorsatzes entwischten hierbei auch Clau und Marianne ein paar Juchzer. Nach Wiedererreichen (per nochmaligem Fellaufziehen = „re-felling“) des Gipfels konnten wir den unberührten Nordosthängen ins Val Es´cha hinunter nicht wiederstehen und büßten dafür nur moderat mit 10 minütigem Skitragen ganz unten. Eine zeitlang hatten wir dann die Sonnenterrasse für uns. Für Unterhaltung bis zum Eintreffen der Sarsura- Gruppe sorgte die kleine Lisa, die im Dorfbrunnen schon mal die Freibadesaison eröffnete – ein starker Kontrast zu den Erzählungen von unberührten Pulverschneehängen, die die strahlend eintreffenden Sarsura – Leute besteuerten. Als letzte Gruppe kamen jedoch unsere Pistenmädels, bei denen es auch der Aufpasser und Anstandswauwau Kare –obwohl Chef höchstpersönlich – nicht ohne weiteres geschafft hatte, seine Schutzbefohlenen wieder den unverschämt attraktiven italienischen Liftboys von Livigno zu entreißen.

 

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(Ostern 2002, zum Blaisun)

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nach der Tour, gemütliches Rumpelzen auf der Terasse

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Der Ostermontag drohte schon wieder mit makellosem Wetter, worauf sich auch am dritten Abend nur ein ziemlich gebremstes Nachtleben abspielte. Dafür zauberten unsere Köche - ohne Meisterkoch Güga – zum dritten Male ein gelungenes Menu. Überhaupt – der absolut originelle und raffinierte Speiseplan: – Nudeln rot – Kässpatzen – Nudeln weiß – wusste voll zu überzeugen und so vermissten wir Güga nicht beim Kochen, sondern nur wegen der fehlenden abendlichen Show- Einlagen.

Am morgen nutzten beide Gruppen die Abdullah- bzw -Albulastraße als Startpunkt und die Tastsache, dass sich der Neuschnee mittlerweile vollkommen gesetzt hatte,  bescherte allen noch das perfekte Firnerlebnis an den steilen Südhängen hinauf zum langgezogenen Grat zwischen Piz Blaisun und Muntische. Nach dem obligatorischen Terrassenkaffee war Zeit zum Aufbruch, doch nicht für alle, den einigen ältere Herrschaften hielten noch die Stellung. Kaum waren aber unsere besten Fußballer gen Heimat verschwunden und nur noch einige abgewrackte Altstars zugegen, standen auch schon die Tore auf dem Sportplatz und die Dorfjugend forderte ein „Match“.

Den unerwarteten Sieg im abendlichen Spiel – die Altstars spielten in Serie geniale Pässe auf ihren Stürmerstar Tommi - büßten die verbliebenen vier anderntags beim Aufstieg durch eine schmale schneegefüllte Rinne, die man direkt über Zuoz erspäht hatte. Hindurch zwischen aperen Grashängen leitete diese zu steilen Schneehänge und hinauf zum Piz Griatschouls. Bernhard – genannt Abdullah - und der an Magenproblemen leidende Stürmerstar tauften den Vorhügel kurzfristig Piz Abdullah und erklärten die Tour für beendet, während Kongo und ich scheinbar mühelos auf den Griatschouls hinüberspurten. Oben runter gab es für alle 1a Firn, doch am Beginn der Rinne rekapitulierten wir im Geiste sämtliche Methoden des Skischlittenbaus, weil Kongos Skiversuche zwischen Hexenschuss und Schrottknie zwischenzeitlich wirklich nicht mehr eine selbständige Abfahrt erwarten ließ. Unten wurde das Gelände aber wieder einfacher und nachdem wir dann in Zernez Kongo wieder aus dem Auto geschält hatten, ließ es sich auf der Terrasse schon wieder ganz gut an. Zur Feier des Tages  -bzw. des 10jährigen Jubiläums -spendierte unsere Gastgeberin allen Zurückgebliebenen eine freie Übernachtung. Trotz oder wegen der scheinbar ungünstigen Umstände und den häufigen vorhergegangenen Besuchen in Zernez konnten viele Touren -Teilnehmer auch im zehnten Jahr Zernez einige neue Touren entdecken – für den Autor waren sogar alle 4 Touren Neuland – und so steht auch einem 11 Jahr im Engadin eigentlich überhaupt nichts entgegen.

Aufstieg zum Piz Blaisun

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(Ostern 2002, zum Blaisun)