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 Manni und Andi

Dies ist die die festgehaltene Form einer “alten” Gute-Nacht- Geschichte.
Wolfi hat sie schon früher in verschiedenen Variationen erzählt und jetzt - nachdem wir hautnahen Kontakt mit den Langschläfern hatten - habe ich die Idee gehabt, die Geschichte aufzuschreiben.

Murmel

Murmeltier Manni und Adler Andi

adler

Es war einmal ein Murmeltier, das hieß Manni und es lebte auf einer schönen Alm. Unterhalb der Murmeltierwiese grasten die Kühe auf der Alpweide, an der Wiese vorbei murmelte ein Bächlein und oberhalb ragte ein stolzer Berggipfel in den Himmel. So schön es auf der Murmeltierwiese auch war, Manni wollte nicht immer nur hier bleiben, Löcher unter die Felsen buddeln und durch die Gegend pfeifen. Manni war nämlich ein besonderes Murmeltier mit einem außergewöhnlichen Wunsch; er wollte auf den Gipfel das höchsten Berges über der Murmeltierwiese.

Murmelkl

Die großen Bilder stammen aus dem letzten Urlaub in Frankreich, von einer Wanderung Richtung Glacier Blanc du Ecrin

Eines schönen morgens schließlich brach Manni also auf, hoppelte über die steiler werdenden Wiesen hinauf, kraxelte über steinige Steilhänge und rutschiges Geröll bergan. Dann kam er zum Schnee und Eis eines kleinen Gletschers, doch davon ließ Manni sich  nicht aufhalten. Seine scharfen Krallen bissen sich in das Eis der Gletscherzunge und seine Pfoten trugen ihn weiter oben über den weichen Schnee und über manche Gletscherspalte. Schließlich erreichte er wieder Fels. Obwohl er schon weit oben war und die Kühe unten auf der Alp nur noch so klein erschienen wie Ameisen, hatte er doch noch ein ganzes Stück hinauf bis zum Gipfel, und jetzt kam der schwierigste Teil mit viel Kletterei. Doch Manni hatte an den Boulderblöcken auf der Murmelwiese fleißig geübt und er war ein geschickter und mutiger Kletterer.

Eine schwierige Stelle nach der anderen kletterte er geschickt hinauf und der Gipfel kam näher und näher. Doch -schon ganz weit oben - versperrte noch einmal ein schwieriger Überhang den Weiterweg. Manni wurde doch allmählich etwas müde und es sank ihm ertwas der Mut: Aber dann dachte er sich “Ich wollte immer schon mal auf diesen großen Berg, und jetzt bin ich so weit oben, da dreh ich doch wegen so einem kleinen Überhang nicht um“. Er kletterte also in das schwierige Stück hinein, aber die Griffe waren doch ganz schön klein. Der Felsbauch drückte mächtig heraus, Manni´s Pfoten wurden immer müder und er erwischte einfach keinen guten Griff mehr. Langsam packte ihn die Angst und er blickte die grauslich steile Wand hinunter. „Mensch Manni“, dachte er, „jetzt hat dein letztes Stündlein geschlagen“, dann rutschte auch schon die Pfote vom Fels und er stürzte

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Sogar streicheln hat man diese ungewöhnlich zutraulichen “Marmots” können

Schneller und schneller raste die Felswand an ihm vorbei und er dachte mit Bedauern an seine schöne Murmelwiese, auf der er jetzt nicht mehr würde grasen können. Auf einmal merkte er aber, dass die Felswand nun wieder langsamer an ihm vorbeizog. Erstaunt schaute er sich um und dann nach oben. Da erschrak er noch mehr, denn über ihm waren die kräftigen Schwingen eines Adlers, der ihn am Kragen gepackt hielt und über seinen krummen, scharfen Schnabel anschaute. „Jetzt frisst mich auch noch ein Adler“ jammerte Manni und er fing an zu heulen.
Doch da hörte er eine freundliche Stimme sagen „Jetzt hör doch auf zu jammern, kleines Murmeltier, du bist doch jetzt gerettet“. „Wer b..bist D..Du?“ stotterte Manni, noch ängstlich und total verwirrt. „Ich bin der Adler Andi und was machst Du hier heroben, kleines Murmeltier?“ antwortete der Adler. „Ich w..wollte auf d.. den großen Berg klettern gab Manni zurück“, immer noch ziemlich verschüchtert. „Ja dann, wenn´s weiter nichts ist“, sagte der Adler, schwebte hinüber auf die Südseite des Berges und begann, sich in einem Thermikschlauch hochzukreiseln.

 Das Murmeltier traute der Sache noch nicht so ganz und fragte: „Und du frisst mich wirklich nicht?“. „Nein“, sprach der Adler, “denn ich bin ein besonderer Adler und fresse keine Murmeltiere und schon gar nicht meinen Freund Manni“. Schon bald darauf waren die beiden hoch genug gestiegen, um hinüberzusegeln zum Gipfel, wo der Adler das Murmeltier sanft absetzte und sich dann daneben hockte.

Das Murmeltier war immer noch ein bisschen verstört und hakte nach „Und von was lebst Du dann, wenn Du keine Murmeltiere frisst?“ “Von Landjägern, Cornies, Leberkässemmeln und Äpfeln, eben allem, was ich den Bergsteigern und Wanderern so aus ihrer Brotzeit abstauben kann. Und jetzt genieß doch erst mal die Aussicht, Manni“. Das taten Sie dann auch und ließen die Blicke schweifen. Manni hatte wirklich Mühe, die Kühe drunten auf seiner Alm überhaupt noch zu entdecken, so klein waren diese  - oder so weit waren sie hier heroben. Dafür konnte man noch Tausende andere Berge und Almen sehen und ganz weit weg erstreckte sich ein seltsamer, graublauer,  waagerechten Streifen, von dem Andi behauptete, es sei das Meer. Und Andi musste es ja schließlich wissen, denn er hatte schließlich Adleraugen.

Als sie eine Weile geschaut hatten, kam auf einmal so ein komisches Knurren aus dem Berg. Sie brauchten eine Zeit lang, bis sie merkten, dass es gar nicht aus dem Berg kam, sondern aus Mannis Bauch. Manni hatte ja seit dem morgen nichts mehr gegessen und wurde nun ganz schwach vor Hunger. Der Adler hockte nun auf den obersten Stein des Gipfels und drehte seinen Kopf hin und her. Dann sagte er auf einmal schnell: „Manni, bleib hier sitzen und rühre dich nicht von der Stelle. Ich bin gleich zurück“, hüpfte einmal hoch, breitete die Schwingen aus und schwebte davon. Und dann sah auch das Murmeltier, was der Adler entdeckt hatte: Unten vor dem Gletscher saßen ein paar rotkarierte Wanderer. Auf ein mal sprangen diese alle auf und  liefen wie ein Hühnerhaufen umher. Manni meinte auch, einen Schatten schnell über die Leute hin- und herhuschen zu sehen. Dann beruhigten sich die Wanderer wieder, aber immer wieder zeigte einer von ihnen mit der Hand in den Himmel hinauf.

Bald danach tauchte der Adler wieder auf, in seinem Schnabel hing eine große Tüte, die er –sobald er gelandet war – ausleerte. Heraus kam ein schönes Paar Landjäger für Andi und einige gute Mohrrüben, 2 Äpfel und ein Brot für Manni, der sich gleich hungrig auf die Köstlichkeiten stürzte. Nach der Brotzeit dösten die beiden wieder zufrieden in der Sonne, bis Manni plötzlich ein beunruhigender Gedanke kam. „Wie komme ich da jetzt wieder herunter?“. Andi schien die Gedanken seines Freundes geahnt zu haben, denn er sagte „Der Runterweg ist einfach, du kannst wieder auf mir fliegen“. Gesagt, getan. Manni kletterte auf den Rücken seines Freundes und schon starteten sie. Aus der Luft sah die ganze Gegend noch interessanter aus und die Reise ging sehr schnell. Wofür Manni im Aufstieg einen halben Tag gebraucht hatte, dauerte im Sinkflug nur Minuten.

Das Beste war aber der Landeanflug auf der Murmeltierwiese. Natürlich fingen die Wachposten- Murmeltiere an, wie verrückt zu pfeifen, als sie den Adler erspäht hatten. Die 2 mutigsten Wachposten, die nicht sofort nach dem Pfiff in ihrem Bau verschwanden, haben aber dann vielleicht Augen und Ohren gemacht, als sie den laut johlenden und fest winkenden Manni auf dem Rücken das Adlers entdeckten.
Andi landete mit Manni auf dem Rücken direkt neben dem Bau des Murmeltieres. Vorsichtig spitzten die anderen Murmeltiere aus ihren Löchern. Manni stiegvom Rücken des Adlers ab  „Ihr braucht keine Angst vor Andi zu haben, er ist ein Freund” erklärte er und drehte sich dann zu Andi um: “Vielen, vielen Dank, Andi, für´s Retten und für den schönen Tag heute. Das war der aufregendste und schönste Tag in meinem Leben. Kommst Du mich mal wieder besuchen?“. Andi antwortete: „ Klar doch, mir hat es mit Dir riesig Spaß gemacht. Wollen wir Freunde bleiben?“. „Juhuu“, jauchzte Manni, „und ich hab auch schon eine gute Idee, was wir zusammen machen können“. „Ja, was denn?“ fragte Andi. „Du musst nur gut unsere Murmelwiese beobachten, wir locken dann wieder Wanderer an, das geht leicht für uns, weil die Wanderer so auf Murmeltiere stehen. Ja, und dann musst Du nur noch herabkommen und Dir die Brotzeit schnappen.“. “Au ja”, rief der Adler, das ist bestimmt lustig und wir haben alle genug zum Essen. So, aber jetzt muss ich los, bevor es keinen Aufwind mehr gibt und ich mich dann so arg abplagen muss auf dem Rückweg zu meinem Horst“. Die beiden verabschiedeten sich, Manni sah seinem neuen Freund noch beim Starten und Höherkreisen zu, dann schlüpfte er in den Murmelbau. Jetzt erst merkt er, wie müde er von diesem anstrengenden Tag geworden war und kaum war er in seine Schlafhöhle hineingekrochen, da war er auch schon eingeschlafen.  

 

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